Interview kommunizieren. Eine Komponente kann dabei mehrere Aufga- ben erfüllen. Nehmen Sie einen einfachen Frequenzumrichter, der dazu dient, einen elektrischen Motor anzutreiben. Er kann auch andere Asset- und Produktionsrelevante-Information erfassen, die nichts mit dem eigentlichen Maschinenprozess zu tun haben. Die Daten sind letzten Endes aber nur ein Add-on. Unabhängig davon, wofür sie genutzt werden, müssen die Komponenten das tun, was sie tun sollen. Frage: Welches sind die wesentlichen Merkmale einer IoT-Platt- form? Zachries: Die IoT-Technologie ermöglicht die Restrukturierung der klassischen Automatisierungspyramide, in der wir oben das PLM, dann das ERP, das MES und unten die Maschinen haben. Heute sind die Informationsflüsse streng hierarchisch, aber nicht durchlässig genug. Die IoT-Technologie ermöglicht direkte Zugriffe und somit eine andere Art, die Daten zu vernetzen. Ich kann z.B. bestimmte Daten aus der Produktion direkt auf einen bestimmten Entwicklungsstand zurückführen, um auf Fehler - situationen zu reagieren und Änderungsprozesse anzustoßen. Das IoT, so wie wir es verstehen, ist nicht nur für das Einsam- meln der Daten zuständig, sondern sorgt auch für die intelligente Verknüpfung mit anderen Systemen und eine übergeordnete Traceability. Frage: Reichen die vorhandenen Standards für die Konnektivität der Komponenten aus? Knauf: Es gibt natürlich OPC-UA, aber daneben hat jeder Auto- matisierungshersteller sein eigenes Netzwerk, wir z.B. CC-Link IE. Außerdem setzen wir auf die TSN-Technologie. Wir nutzen für die Komponenten-Kommunikation unser proprietäres Netz- werk, haben aber die Möglichkeit, andere Protokolle zu tunneln und über einen Kanal Echtzeit-Daten zu kommunizieren und auf anderen Kanälen Maschinendaten in die Cloud zu schicken. Frage: Was ist die Zielsetzung der Partnerschaft zwischen CONTACT und Mitsubishi Electric? Zachries: Ziel des eF@ctory-Konzepts ist es, ein starkes Netz- werk von Partnern zu etablieren, die den Kunden von Mitsubishi Electric geeignete Lösungen liefern können. Wir bieten ihnen mit unseren IoT-Bausteinen die Möglichkeit, die Performance einer ganzen Anlage oder Fabrik zu monitoren und aus den Daten eben auch sinnvolle Folgemaßnahmen abzuleiten. Für die Datenanalyse nutzen wir die leistungsfähigen AI-Kompo- nenten von Mitsubishi, aber wenn mit Hilfe der Datenanalyse ein Fehler entdeckt wird, muss ja auch etwas passieren. Hier schaffen die digitalen Workflows unserer Plattform einen erheb- lichen Mehrwert, indem sie Abläufe wie Service-Calls, Ersatzteil- Bestellungen, Instandsetzungsarbeiten etc. beschleunigen und die Ausfallzeiten reduzieren bzw. durch präventive Maßnahmen ganz vermeiden. Frage: Welche Rolle spielt die AI für die Filterung und Auswer- tung der Daten? Knauf: Momentan setzen wir AI hauptsächlich im Bereich der vorbeugenden Wartung ein, um die Verfügbarkeit und Qualität zu erhöhen. Wir wollen dafür sorgen, dass mechanische, elektri- sche oder Prozessprobleme innerhalb der Komponenten ent- deckt werden, so dass wir schon auf Maschinenebene Einfluss nehmen können. Unser Ziel ist es, mit Hilfe der AI die Daten relevant zu machen und nur diese relevanten Daten dahin zu bringen, wo sie benötigt werden. Frage: Welchen Beitrag leistet das IoT in Verbindung mit der AI zu mehr Nachhaltigkeit? Knauf: Da gibt es verschiedene Ansätze. Gerade bei Antrieben mit großen Leistungen können wir mit der AI dafür sorgen, dass der Motor immer im optimalen Arbeitspunkt arbeitet. Wir können auch Energieverbräuche einer Produktionslinie oder -ebene überwachen und dafür sorgen, dass Lasten zum richti- gen Zeitpunkt zu- oder abgeschaltet werden, um teure Lastspitzen zu vermeiden. Außerdem haben wir einen Bereich, der sich z.B. um die Kühlung von Data Centers kümmert. Mit der Abwärme eines Data Centers, die wir ins Fernwärmenetz einspeisen, können wir 1.000 Haushalte heizen. Zachries: Nachhaltigkeit hat viele Aspekte. Wenn ich ein nach- haltiges Produkt entwickele, muss ich darauf achten, dass keine schädlichen Rohstoffe enthalten sind und ich nicht zu viel Ener- gie verbrauche. Dank smarter Fabrik-Konzepte kann ich heute ermitteln, wie viel Energie in der Produktion einzelner Teile steckt. Durch IoT kann ich z.B. zusätzlich den Energieverbrauch während der Nutzungsphase ermitteln. Dadurch bin ich über- haupt erst in der Lage zu analysieren, was ich im Sinne des Closed Loop-Engineerings an meinem Produkt und dem zuge- hörigen Produktionsprozess verbessern kann. Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch. (Das Interview führte Michael Wendenburg). 2022-1 ProduktDatenJournal 13