Symposium Symposium 39 39 prostep ivip ProduktDaten Journal 2025-1 prostep ivip produktdatenjournal 2025-1 Frage: Herr Kamla, Sie sind als Vereinsvorstand auch in die strategische Neuausrichtung des Vereins involviert. War das auf dem Symposium schon greifbar? Kamla: Wir haben eine gute Mischung aus der Heritage des Vereins und den New Kids on the Block, d.h. wir haben relativ viele Vorträge über Soft- ware Defined Vehlice (SDV), über AI etc. Diese Themen sind in der Industrie omnipräsent und treiben auch die Frage, wie wir in der Kollaboration effizi- enter werden können. Wir haben lange darum gerungen, wie wir die Neu- ausrichtung für die Vereinsmitglieder so verträglich wie möglich gestalten und über Beratung und Experteninterviews ein holistisches Bild weltweit gewonnen, das wir in einem Strategiepapier ausgearbeitet haben. Das wird jetzt ins technische Programm eingearbeitet. Wir sind im Vorstand einhellig der Meinung, dass wir uns in diese Richtung bewegen müssen, weil wir als Verein sonst irgendwann irrelevant werden. Frage: Was bedeutet das Thema Software Defined Vehicle bzw. Software Defined Product an Herausforderungen für den Entwicklungsprozess? Kamla: Wir haben im Hardware-Entwicklungsprozess einfach längere Zyk- len, weil wir die Hardware auch irgendwann produzieren müssen, während die Software-Entwicklung extrem schnell dreht. Die Kollegen in der Soft- ware-Entwicklung überlegen in der Früh, was sie machen wollen, coden das und deployen es noch am selben Tag in eine Testumgebung, und am nächs- ten Tag machen sie weiter. Das ist genau diese liegende DevOps-Acht, die in gewisser Weise in einem Widerspruch zum klassischen V-Modell steht. Die Herausforderung besteht darin, dass wir mechatronische Systeme ent- wickeln und deshalb diese beiden Geschwindigkeiten zusammenbringen und so takten müssen, dass sie synchron sind. Frage: Vor ein paar Jahren haben sie mal gesagt, dass Hardware- und Soft- ware-Entwicklung stärker entkoppelt werden müssen, um die Software un- abhängig vom Fahrzeugprogramm zu machen? Wie passt das zusammen? Kamla: Zu sagen, wir arbeiten in Systemen, und andererseits, wir müssen das entkoppeln, ist eigentlich ein Widerspruch. Worum es beim Entkoppeln geht, ist dass wir die Software-Entwicklung nicht langsamer machen dürfen; sie muss so schnell drehen, wie sie drehen kann. Deshalb ist es wichtig, eine Architektur zu schaffen, die es ermöglicht, das Software-Deployment in ei- nem mechatronischen System so zu integrieren, dass es in Summe funktio- nieren kann. Ist uns das gelungen? Wir sind noch nicht am Ziel, aber wir fangen an, so zu arbeiten, und das sorgt auch für die Geschwindigkeit. Die Projekte in China arbeiten schon komplett in dieser Architektur. Daran se- hen wir, dass das funktionieren kann. Frage: Welchen Stellenwert hat das Thema Simulation und virtuelle Homo- logation für die Beschleunigung des Entwicklungsprozesses? Kamla: Einen immensen Stellenwert. Wir sind immer noch sehr stark Hard- ware-orientiert und fahren alles unter Extrembedingungen, in sehr heißen und kalten Gegenden. Das hat unsere Firma stark gemacht, aber es macht uns natürlich auch langsamer. Wir wollen diese Hardware-Tests nicht kom- plett aufgeben, aber um 50 Prozent reduzieren und durch moderne Metho- den wie Hardware-, Software-, und Gesamtfahrzeug-in-the Loop-Umgebun-